Häufig gestellte Fragen


An dieser Stelle möchte ich Ihnen Antworten auf Fragen geben, die immer wieder im Zusammenhang mit einer Förderung nach ABA/VB gestellt werden und die Sie sich vielleicht auch stellen:


Ist es nicht eine Überforderung für die Eltern?

Natürlich sind die Eltern sehr gefordert, wenn es darum geht, ihr Kind intensiv nach ABA/VB zu fördern. Jedoch sind sie dies mit einem Kind mit einer Störung aus dem Autismus-Spektrum in der Regel sowieso. Durch das Erlernen der Prinzipien von ABA/VB bekommen die Eltern aber eine Methode an die Hand, mit der sie ihr Kind selbst effektiv fördern können. Ich erlebe bei den meisten Eltern eine unendliche Erleichterung darüber, endlich selbst etwas tun zu können. Gemeinsam mit den Eltern übe ich u. a., wie sie mit ihrem Kind Pairing machen, also positive Interaktionen erleben, gemeinsam Spaß haben und lachen können. Die Eltern erlernen, mit unangemessenen Verhaltensweisen ihres Kindes so umzugehen, dass diese nicht mehr verstärkt werden, daher in der Häufigkeit abnehmen. So wird der Alltag für die Familien oft deutlich entspannter. Ich entwickle das individuell auf das Kind zugeschnittene Förderprogramm gemeinsam mit den Eltern, so dass dort Prioritäten gesetzt werden, wo es im Alltag für die Familie am notwendigsten ist. Dabei habe ich immer auch die Situation der gesamten Familie im Blick.

Wer soll die Förderung durchführen?

Damit eine Förderung nach ABA/VB wirklich effektiv sein kann, müssen die Eltern die Basis dafür bilden, da sie in der Regel die meiste Zeit mit ihrem Kind verbringen. Jedoch halte ich es für unabdingbar, dass das Umfeld des Kindes (Kindergarten, Schule, LogopädInnen, etc.) miteinbezogen wird. Sehr günstig ist es auch, Tutoren (oft auch Co-TherapeutInnen genannt) einzustellen, die mit dem Kind zu Hause zusätzlich zu den Eltern „arbeiten“. Dies schafft zum einen eine Entlastung für die Eltern und ist zum anderen für die Generalisierung der erlernten Fähigkeiten (= Ausbreitung des Lerneffekts über die eigentliche Unterrichtssituation hinaus) sehr wichtig.


Ist so eine intensive Förderung nicht eine Überforderung für das Kind?

Eine moderne ABA/VB-Förderung ist, richtig angewandt, mit Sicherheit keine Überforderung für das Kind. Die Motivation des Kindes steht im Mittelpunkt, und ein großer Teil der Förderzeit wird mit Pairing verbracht (siehe Was ist ABA/VB?). Ziele werden überwiegend dann unterrichtet, wenn eine natürliche Motivation des Kindes vorliegt. Z.B. lernt, das Kind, seine Schuhe anzuziehen, wenn es nach draußen gehen will. Durch das sehr strukturierte Unterrichten und klare Interaktionen wird es dem Kind ermöglicht, zu verstehen, was von ihm verlangt ist. Es lernt, auf angemessene Art und Weise seine Wünsche zu kommunizieren. ABA/VB ermöglicht so dem Kind, Spaß am Miteinander zu entwickeln und sich sozial zu integrieren. Die Energie und Zeit, die vorher für unangemessenes Verhalten verbraucht wurde, kann das Kind nun nutzen, um Neues zu lernen und erfolgreich zu sein.


Wer soll eine so intensive Förderung denn bezahlen?

In immer mehr Landkreisen übernehmen die Sozial- oder Jugendämter die Förderkosten, da sie von den Vorteilen einer Förderung nach ABA/VB überzeugt sind. ABA/VB ist die einzige Maßnahme für Kinder aus dem Autismus-Spektrum, die eine breite wissenschaftliche Untermauerung hat. Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, wie effektiv eine intensive Förderung nach ABA/VB sein kann. Die Förderung von Kindern aus dem Autismus-Spektrum kostet den Staat Geld. Daher ist es sehr sinnvoll, wenn das Geld in eine Förderung fließt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich belegt ist.
Des Weiteren ist es das Ziel, so früh und intensiv wie möglich zu fördern, um dem Kind zu ermöglichen, Entwicklungsrückstände aufzuholen und sich dem typischen Entwicklungsverlauf immer mehr anzunähern. Langfristig werden dem Staat Kosten erspart, wenn dem Kind durch die Förderung ein weitgehend selbstständiges Leben ermöglicht wird.


Wie viele Stunden Förderung pro Woche sind denn notwendig?

Bei der Förderung nach ABA/VB handelt es sich um eine Umstellung der gesamten Interaktionsweise mit dem Kind, die immer gelten sollte. Ihr Kind lernt während seiner gesamten Wachzeit, daher ist es wichtig, dass Sie die Prinzipien von ABA/VB immer berücksichtigen. Wie schon oben ausgeführt halte ich es für unabdingbar, dass das Umfeld des Kindes (Kindergarten, Schule, LogopädInnen, etc.) mit einbezogen wird. Günstig wäre es, wenn Sie und/oder Tutoren täglich mehrere Stunden Zeit in direktem Kontakt mit ihrem Kind verbringen könnten und diese zum Pairing und Unterrichten nutzen.


Wird immer nur am Tisch unterrichtet?

Nein, diese Vorstellung basiert auf überholten ABA-Programmen, wie sie in der Anfangsphase bis vor 20 Jahren durchgeführt wurden.
Moderne ABA/VB-Förderung sieht anders aus. Sie kann und sollte überall, an so vielen Orten und in so vielen Umgebungen wie möglich stattfinden. Natürlich kann und sollte auch mal am Tisch unterrichtet werden. Aber es kann im Garten, auf dem Weg zur Eisdiele, im Schwimmbad, in der Küche, und an unzähligen weiteren Orten mit dem Kind so interagiert werden, dass es neue Fähigkeiten erwirbt.


Erzeugt man durch ABA nicht roboterhaftes, auswendig gelerntes Verhalten?

Nein, da moderne ABA/VB-Programme von Anfang an die Generalisierung der Fähigkeiten (= Ausbreitung des Lerneffekts über die eigentliche Unterrichtssituation hinaus) mit einplanen. Indem mit sehr vielen Beispielen und Modellen, vielen verschiedenen Menschen, in vielen verschiedenen Situationen und an vielen verschiedenen Orten unterrichtet wird, wird flexibles Verhalten ermöglicht. Auf Generalisierung wird bei der Programmgestaltung ein besonderer Wert gelegt. Dazu zählt auch, dass man „locker“ unterrichtet, indem z.B. verschiedene Fragestellungen für dieselbe Frage variiert werden, und verschiedene Antwortmöglichkeiten für dieselbe Antwort vorgegeben bzw. akzeptiert werden.


Ist ABA/VB so etwas wie Dressur?

ABA beruht auf dem Prinzip des operanten Konditionierens. Dies ist der zentrale Lernmechanismus bei Lebewesen. Somit hat auch Tierdressur die gleiche Grundlage. Jedoch führen ABA/VB-Förderprogramme zu mehr Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, z.B. in Form von Kommunikationsfähigkeiten zur Mitteilung der eigenen Wünsche und Vorstellungen. Wir alle lernen täglich durch die Prinzipien des operanten Konditionierens, würden dabei aber sicherlich nicht von Dressur sprechen.